Sprachreisen Blog - Erfahrungsbericht
Sprachschule Koiné Bologna
von Julia D., 2011
Nachdem ich zwei Semester lang an der Uni in Deutschland Italienisch gelernt hatte, wollte ich einen Teil der Sommersemesterferien gern dazu nutzen, einen Sprachkurs direkt im Land zu absolvieren: in Italien wollte ich die Kultur kennenzulernen, mich richtig ‚einhören‘ und die Sprache innerlich mit einem konkreten Ort und Erlebnissen zu verbinden.
Ich habe mich für den Sprachkurs in der Sprachschule Koinè in Bologna entschieden, weil mir einerseits das Image Bolognas als schöne, historische Studentenstadt mit traditionell politisch linker Einstellung gut gefiel, und mich außerdem das Konzept der Schule überzeugt hat: mit einem Schwerpunkt auf Kommunikation, familiärer Atmosphäre und vielen außerschulischen Aktivitäten soll ein schnelles Lernen der Sprache und ‚Eintauchen‘ in die Kultur gewährleistet werden.
Ich kann bereits vorwegnehmen, dass all meine beschriebenen Erwartungen erfüllt beziehungsweise übertroffen worden sind. Am Sonntag vor Kursbeginn kam ich am frühen Abend in Bologna an und fand den Weg zu meiner Unterkunft bei einer Signora in einem alten Palazzo unweit des Zentrums und der Sprachschule recht schnell. Zum Glück konnte ich mich mit ihr auch schon recht gut verständigen und erfuhr in der Unterhaltung mit ihr, dass ihre Familie bereits seit drei Generationen in dieser Wohnung lebt; sie wohnt dort allein mit ihrer Mutter, seit ihre Tochter in die USA ausgewandert ist. Mir blieb am ersten Abend auch noch etwas Zeit, mir schon mal einen ersten Eindruck der übersichtlichen Altstadt zu verschaffen: die Signora hatte mir zwar versichert, die Stadt sei sonntags besonders ruhig, doch mir kam sie sehr lebendig vor, und besonders in der Via Zamboni, die zur Universität führt, saßen viele Studenten zwischen den historischen portici (Arkaden).
An meinem ersten Tag in der Sprachschule musste ich zunächst einen schriftlichen Einstufungstest machen und dann für die genauere mündliche Einschätzung noch ein Gespräch mit einem der Lehrer führen. Ich kam in den zweithöchsten Kurs (ca. Niveau B1) bei einem sehr guten, engagierten und geduldigen Lehrer. Wir waren in den ganzen drei Wochen nie mehr als fünf Schüler in der Klasse, und diese kleine Größe hat natürlich dazu beigetragen, dass der Unterricht sehr intensiv und lehrreich war. Jeder kam häufig zu Wort, in der letzten halben Stunde spielten wir auch häufig z.B. „Tabu“, um das schnelle Formulieren zu üben.
Besonders gut gefallen hat mir auch, dass der Kurs viele Facetten der italienischen Sprache und Kultur vermittelt hat. So haben wir die wichtigsten italienischen Liedermacher (Paolo Conte, Lucio Dalla, Fabrizio de André) kennengelernt und anhand ihrer Texte das Hörverstehen trainiert, außerdem viele alltägliche Sprichwörter und Redewendungen gelernt und mit denen unseres eigenen Landes verglichen, und als eines Tages der Fußballspieler Marco di Vaio zu einer Fragestunde in die Sprachschule kam, haben wir zur Vorbereitung der Fragen viele Begriffe aus der Welt des Fußballs kennengelernt.
Verpflichtende Hausaufgaben gab es nicht, auch damit wir unbeschwert an den von der Schule angebotenen Nachmittagsaktivitäten teilnehmen konnten; allerdings wurde natürlich erwartet, dass wir das vormittags Gelernte noch einmal durchsehen und wiederholen, um am nächsten Tag eventuelle Fragen formulieren zu können.
Ein weiterer Pluspunkt und Erfolgsfaktor dieses Aufenthalts für mich war die Heterogenität und Internationalität der Sprachschüler: meine Freunde dort kamen aus Brasilien, Finnland, Holland, Japan, Griechenland und England. Viele waren schon eine längere Zeit dort, hatten ein entsprechend hohes Sprachniveau, und so war es von Anfang an selbstverständlich, dass die Umgangssprache auch außerhalb des Kurses, nachmittags, abends und am Wochenende, Italienisch war. Dadurch konnte ich das vormittags Gelernte in den Gesprächen auch wirklich immer gleich anwenden und Ausdrücke beim Hören wiedererkennen – eine super Festigung des Vokabulars und auch ein tolles Erfolgserlebnis!
In der Freizeit war ich mehrmals im Kino, unter anderem in der renommierten Cineteca di Bologna, und habe alle italienischen Filme auch ohne Untertitel im Wesentlichen verstanden. In der zweiten Woche habe ich mir dann auch einen Krimi mit Schauplatz in Bologna gekauft und begonnen, auf Italienisch zu lesen: Loriano Macchiavelli schreibt relativ einfach und unterhaltsam, und so hatte ich den giallo „Ombre sotto i portici“ innerhalb einer Woche ausgelesen.
Insgesamt kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt in Bologna und besonders die herzliche Atmosphäre in der Sprachschule ARCA genau den Impuls zum Weiterlernen der italienischen Sprache gegeben und das nachhaltige Interesse für das Land geweckt hat, das ich mir erhofft hatte. Ich würde auch gern noch einmal eine längere Zeit dort verbringen!
Die beschriebene Koinè Sprachschule in Bologna