Sprachreisen Blog - Erfahrungsbericht
Sprachreise Granada
Text und Fotos von Eva-Maria K., 22.10.2013
Im zeitigen Frühjahr hatte ich nächtelang das Internet nach Sprachschulen befragt. Ich landete immer wieder in Granada, denn dort hatte es mir die Alhambra schon vor zwei Jahren bei einem Kurzbesuch besonders angetan. Als ich damals durch die Gassen des alten Stadtviertels Albaycín schlenderte, hatte ich den Wunsch, hier mal eine Zeit wohnen zu können.
Obwohl ich mir die Angebote aller Sprachschulen von Granada im Internet gründlich angesehen hatte, kam ich immer wieder auf die Sprachschule Castila zurück. Sie ist klein und liegt im Albaycín. Das alleine genügt natürlich nicht, um dort zu buchen. Also habe ich mich von zwei kompetenten Frauen von "Sprachkurse-weltweit" beraten lassen. Danach war ich ganz zuversichtlich, bei den Lehrern von Castila in den besten Händen zu sein.
Ich habe mich in den vier Wochen bei meinen "Gasteltern" Cristina und Joaquín, einem Ehepaar etwa in meinem Alter (ca. 60), sehr wohl gefühlt. Sie vermieten schon seit Jahren an Sprachschüler, aber da war keine Spur von langweiliger Routine. Ich war froh, dass ich Halbpension gebucht hatte, denn Cristina kochte täglich frisches und schmackhaftes Essen. Von der Dachterrasse hatte ich einen tollen Ausblick auf die Stadt unten. Und etliche Meter höher konnte ich die Brüstung des Aussichtspunktes Mirador de San Cristóbal sehen, wo abends manchmal jemand Gitarre spielte.
Ich habe mich mächtig bemüht, Joaquín zu verstehen, doch so ein echter Andalusier spricht schnell und verschluckt die Endungen, so dass ich manchmal nur geraten habe, was er gesagt haben könnte. Aber Cristina war wie eine zusätzliche Lehrerin, deutlich, nicht so schnell, zum Sprechen ermunternd, korrigierend, helfend. Meine Neugier und mein Bedürfnis zu reden ließen mich meine Angst vor Fehlern vergessen. Und siehe da, nach relativ kurzer Zeit klappte das mit den Anfängen einer Unterhaltung schon ganz gut.
Die vier Stunden Unterricht täglich von montags bis freitags haben sich gelohnt. Ich hatte zwar in der ersten Woche nachts von den unregelmäßigen Verben und den grammatischen Zeiten geträumt, aber als ich einen bestimmten Punkt überwunden hatte, konnte ich das Thema auch ganz locker sehen.
Unter uns Sprachschülern waren fast alle Altersgruppen vertreten. Ich war nicht mal die Älteste. Wir wurden nach einem Einstufungstest in die jeweils passende Klasse geschickt. In meiner waren eine Französin, ein Franzose, eine Österreicherin, eine Chinesin, ein Amerikaner, ein Liechtensteiner und ich. Die anderen Schüler waren aus Australien, der Schweiz, Japan, Polen, Litauen, Südafrika, den USA und so weiter. Mit ihnen sind wir dann auf Ausflügen und in den Pausen gut ins Gespräch gekommen. Natürlich haben wir gerne Englisch, Deutsch oder Französisch gesprochen, aber je nach unseren Möglichkeiten haben wir zunehmend versucht, unser neu erworbenes Spanisch wenigstens mit ein zu bauen.
Unsere Lehrer, darunter auch eine Frau, waren allesamt große Klasse. Mit viel Professionalität erklärten sie uns ihre Sprache, gaben uns reichlich Gelegenheit zum Sprechen, korrigierten geduldig immer wieder die gleichen Fehler, gestalteten den Unterricht abwechslungsreich und gingen auf unsere Wünsche ein.
Montags waren wir immer neugierig zu erfahren, welche Angebote sich unsere Lehrer für die Freizeit der Woche ausgedacht hatten. Einige musste man extra bezahlen, wenn man sie nutzen wollte. Ich habe fast alle Angebote in Anspruch genommen und bereue keinen Cent. Wenn ich nur an Miguels Führung durch die Alhambra denke...
An einem anderen Tag war meine Klasse auf dem Markt, um in einigen kleinen Geschäften, Zutaten für eine Paella zu kaufen. Gérard (68) und Andrew (18) hatten wir vorher zu unseren Chefkochs ernannt. Sie durften dann unsere zerkleinerten Zutaten in dem riesigen Tiegel über der Gasflamme nicht anbrennen lassen. Das Essen war sehr gelungen. Die Sangriatöpfe wurden auch geleert.
Ich habe die angenehmen Seiten Spaniens genossen. Eine kleine Begebenheit werde ich nie vergessen, die mir typisch erscheint: Ich stieg bergab zur Schule, wie immer im Slalom um die Hundehaufen. Da näherte sich ein Mann mit Schaufel und Besen und kehrte singend! die Hundehaufen weg. Ich strahlte ihn an. Er grüßte freundlich.
Da war mir klar: Wenn wir auch nicht das Wetter machen können, aber das Klima allemal. Und so war es auch bei meinen Gasteltern und in der Schule. Ein Klima, das zum Wiederkommen anregt.
Hier finden Sie einen Link zu allen empfohlenen Sprachschulen in Granada