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Sprachreisen Blog - Erfahrungsbericht

Dia de los Muertos - Mexiko

von Berit H. (Mitarbeiterin), 2010

Meine Freundin K., Studentin der Ethnologie, verbrachte viele Monate im schönen Mexiko, weniger im Hörsaal, als bei den Künstlern und Hippies am
„Platz der Kojoten“ am Coyoacán im Süden von Mexiko-Stadt.

Eines Tages beschloss ich, sie zu besuchen.

playa del Carmen

Wir bastelten Ketten aus Silberdraht und Edelsteinen, hörten den Trommlern zu, betrachteten die Tänzer, und nach Sonnenuntergang (der nahe des Äquators sehr schnell und fast immer zur gleichen Zeit gegen 18 Uhr abends eintritt) gingen wir mit den mexikanischen Jungs zum Feiern.

Dabei lernten wir die mexikanische Schwermut kennen: Sergio weinte ohne ersichtlichen Anlass in seine Suppe von schwarzem Maispilz („Cuitlacoche“) und fremde Männer zeichneten in mein Skizzenbuch Köpfe, halb Totenkopf halb Lebender, mit der unheimlichen Bildunterschrift: „La Dualidad entre la Vida y la Muerte!“.

K.s Vermieter, ein schüchterner, netter Buchhändler, mutierte nachts zum „Vampir“ und konnte kein Licht mehr ertragen. Mit nackten Oberkörpern robbten er und seine Freunde durch die Wohnung und schrien: „No Luz, no luz!“. Überhaupt schienen die Grenzen zwischen dieser Welt und einer anderen Welt (Totenwelt, Welt der Geister, Welt der Götter) für die Mexikaner leichter zu überbrücken zu sein als für uns. Manche Dinge waren für uns schlicht und einfach nicht nachzuvollziehen.

Auf seltsame Weise vereinen sich in Mexiko ein ausgeprägter Katholizismus und ein indigener Volksglaube, der auch stark dem Totenkult verhaftet ist. So ist der „Dia de los Muertos“ einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Er fällt mit unserem Allerheiligen oder Halloween zusammen, ist also ein Tag, an dem der Verstorbenen gedacht wird.

Der Umgang der Mexikaner mit dem Tod wirkt auf westliche Kulturen befremdlich, da dieser dort nicht tabuisiert, sondern ironisiert wird. So baumeln an den Ohren der Damen plötzlich Ohrringe mit kleinen silbernen Skeletten. Allerorts werden Totenschädel aus Zuckerguss zum Verkauf angeboten und ein lustiges Volksfest nimmt für drei Tage seinen Lauf.

Sicher ist es kein Wunder, dass diese Dinge so selbstverständlich Ihren Platz in diesem Land haben. Das wurde mir spätestens beim Besuch von Tenochtitlán (der einstigen Hauptstadt der Azteken) bewusst. Hier siedelte bereits im 14. Jahrhundert ein sehr zivilisiertes und hochspirituelles Volk, als Europa noch im tiefsten Mittelalter versank. Dieser Stolz und ein Teil dieses alten Wissens, so bilde ich mir zumindest ein, lebt fort bis heute.

Es wäre schön, wenn in unserer Gesellschaft, der Tod ebenso als Teil des Großen Ganzen betrachtet werden könnte, wie in Mexiko. Vielleicht ist das relativ neue Halloween ein guter Weg zu einer veränderten Sichtweise.

Wer Lust hat, sich selbst von den Mexikanern und den mexikanischen Bräuchen ein Bild zu machen, dem sei eine unserer Sprachreisen zu empfehlen: